Johann Graf von Werth

Johann Freiherr von Werth, besser bekannt unter dem Namen Jan von Werth, wurde wahrscheinlich im Jahre 1591 in Büttgen bei Neuss geboren. Eine urkundliche Bestätigung für Geburtsjahr und – ort gibt es nicht. Insofern ist auch sein Geburtsort umstritten. Gleich mehrere Gemeinden nehmen heute für sich den Status des Geburtsortes in Anspruch. Es handelt sich hierbei u.a. um Puffendorf und Linnich. Mehrheitlich gehen die Quellen, denen zufolge der exakte Geburtsort (der sog. „Streithover Hof“) zwischen Büttgen und Kleinenbroich war, jedoch von Büttgen aus. Dort wuchs er als ältester Sohn des Bauern Johann von Wierdt und seiner Frau Elisabeth Streithoven ohne Schulbildung auf und hatte sieben Geschwister. Während dieser Zeit (etwa 1604 – 1606) wurde die Gegend um Büttgen häufig von kurkölnischen Reitern geplündert.
Die Jugend Jan von Werths stand unter diesem Eindruck. Nach dem Tode seines Vaters arbeitete Jan zuerst als Knecht auf fremden Höfen. Dann gelangte er schließlich als Reitknecht in die Dienste des Gestütes Schlenderhan, dessen Besitzer Freiherr Raitz von Frentz war. Während des Jülich–Klevischen–Erbfolgestreites ließ er sich als Söldner anwerben und trat um 1610 in die Dienste des spanischen Generals Ambrogio Spinola ein.
Als Kavallerist sollte er sich in den darauf folgenden Jahren bis zum Offizier hochdienen. In der Schlacht am Weißen Berge vor Prag (1620) hat Jan von Werth als Kürassier im Regiment Marradas mitgefochten. Im Jahre 1622 wird er wahrscheinlich während der Belagerung der Festung Jülich – wohl als Belohnung für die Gefangennahme von 200 Holländern, die von 50 Reitern unter seiner Führung gestellt wurden – zum LIEUTNANT ernannt. Im selben Jahr nimmt er an der Schlacht von Fleurus teil. In der Zeit von 1622 – 1631 verliert sich zunächst die Spur Jan von Werths. Während dieser Zeit heiratete er Gertrud van Gent, eine Niederländerin, die den Tross seines Reiterregimentes begleitete und ihm zwei Kinder gebar.
Seine Tochter Lambertine und seinen Sohn Johann Anton. 1631 stellten die Brüder Adolf und Winand von Eynatten zwei Regimenter zusammen. Winand war Chef des Reiteregimentes. In diesem Regiment erhielt Jan von Werth die Stelle eines OBRISTWACHTMEISTERS. Sein Regiment wurde General Tilly unterstellt. Nach dem Tode Tillys und Eynattens wurde Jan von Werth im Dezember 1632 nach der Schlacht von Herrieden zum OBRISTEN befördert und erhielt von Kurfürst Maximilian I. von Bayern das Kommando über das Reiterregiment Münch. Außerdem wurde ihm das Regiment Aldobrandini für die Dauer der Abwesenheit des Inhabers unterstellt.
Im April 1633 erlitt er bei der Schlacht von Altenried seine erste Niederlage und wurde dabei verwundet. In der Folge errang er für den Kurfürsten Maximilian I. aber auch einige beachtliche Siege gegen die Schweden, wie bei der Schlacht von Weißenburg im Oktober 1633.
Wegen weiterer Siege über die Schweden wurde er am 1. Februar 1634 zum GENERALWACHTMEISTER zu Pferde ernannt. Bereits am 6. September desselben Jahres nimmt Jan von Werth, den viele auch “Schwarzer Hannes” nannten, mit seiner Kavallerie erneut entscheidenden Einfluss auf den Ausgang der Schlacht von Nördlingen und wurde von Maximilian für seinen grandiosen Sieg zum FELDMARSCHALL–LIEUTNANT befördert. Kaiser Ferdinand II. erhob Jan von Werth am 4. April 1635 in den Freiherrenstand. Als 1635 die Franzosen auf Seiten des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar in den Krieg eintraten, sahen sie sich Jan von Werth gegenüber. Nach einer ersten Schlacht in Lothringen gelangen ihm in der Folge 37 weitere Siege in Frankreich.
Darunter 1636 – gemeinsam mit den Truppen Piccolominis – die Eroberung der Festungen La Capelle und Le Catelet. Richelieu versuchte vergeblich Jan von Werth mit 100.000 Reichstalern abzuwerben.
Wahrscheinlich verstarb in der ersten Jahreshälfte Jan von Werths Gattin Gertrud. 1637 erlebte Jan von Werth bei seinen zeitweiligen Aufenthalten in Köln die Blockade der neutralen Reichsstadt durch Holländer, Hessen, Franzosen und Schweden. Der Trierer Erzbischof hatte gefälligerweise den Franzosen die Festungen Monrepos an der Mosel und Ehrenbreitstein am Zusammenfluss von Mosel und Rhein gegenüber Koblenz überlassen.
Von Januar 1637 bis Juni 1637 beteiligte sich Jan von Werth an der Belagerung Ehrenbreitsteins. Im Juli stürmten seine Reiter die Festung und nahmen die Besatzung, ausgehungert aber noch tapfer kämpfend, gefangen. Köln war damit im Süden von der Blockade befreit.

Bei seiner Rückkehr nach Köln wurde er am Ende des Jahres frenetisch als der „Franzosenschreck“ gefeiert. Hier kaufte er sodann für 4.680 Taler (aus Beutegeldern) das so genannte Raitzenhaus in der Gereonstraße. Ebenfalls im Jahr 1637 heiratete Jan von Werth seine zweite Frau Maria Isabella Gräfin von Spaur. Das Eheglück währt zunächst jedoch nicht lange. Eben noch wurde Jan von Werth 1638 vom Magistrat der dankbaren Reichstadt Köln, empfangen und mit einer Golddukaten-Kette ausgezeichnet, als er nur wenig später auf dem Schlachtfeld bei Rheinfelden gefangen genommen und in Frankreich interniert wird.
Erst nach langwierigen, schleppenden und zähen Verhandlungen, einigten sich Frankreich, Schweden und die deutschen protestantischen Fürsten einerseits und der Kaiser, sowie der bayrische Kurfürst als Anführer der katholischen Liga andererseits. Jan von Werth wurde am 24. März 1642 gegen den ranggleichen, schwedischen Feldmarschall Gustav Horn, den von Werth selbst im Jahr 1635, bei der Schlacht bei Nördlingen gefangengenommen hatte, ausgetauscht. Ein Fehler der Franzosen, wie sich rasch zeigen sollte. Unter großem Jubel wird er von seinen Soldaten erwartet. Im Herbst 1642 befreit er, an der Spitze bayrisch-kurkölnischer Truppen, zahlreiche Städte am Niederrhein von feindlicher Besatzung. Im Jahr darauf besiegt er die Franzosen bei Tuttlingen.
Es sind nicht sein Draufgängertum und seine viele Siege allein, weshalb die Soldaten Jan von Werth zujubeln. Es ist seine joviale Art, mit der er es geschafft hat. Er ist der populärste Kriegsheld, für den viele in Klöstern und Dorfkirchen, zum lieben Gott und zur Jungfrau Maria beten, dass sie ihn beschützen mögen. Nachdem 1648 Maria Isabella verstorben war, heiratete Jan im Alter von 58, nur vier Monate später seine dritte Ehefrau, die 17-jährige Susanne Maria Gräfin von Kuefstein. Jedoch führten der Altersunterschied und unterschiedliche Interessen zur baldigen Entfremdung zwischen Susanne und Jan. Am 12. September 1652 starb Jan von Werth vermutlich an einer Blutvergiftung, auf Schloss Benatek in Böhmen (heutzutage Tschechien). Er wurde in der Gruft der "Maria Geburt Kirche in Neu Benatek beigesetzt.